Nachhaltigkeit und Rendite im Einklang

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02.11.2018

Die Nachhaltigkeit bei der individuellen Anlagestrategie rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Beim nachhaltigen Anlegen gibt es aber verschiedene Bedürfnisse und Wertvorstellungen. 

Der britische Philosoph und Ökonom John Stuart Mill († 8. Mai 1873) prägte im 19. Jahrhundert das Bild des „Homo oeconomicus“. Ein aus wirtschaftlicher Perspektive erschaffenes Menschenbild, das stets rational, bestens informiert und immer daran interessiert ist, seinen persönlichen Nutzen zu maximieren. Häufig eingesetzt zur Modellierung in der klassischen volkswirtschaftlichen Theorie, steht das einseitige und realitätsfremde Menschenbild zunehmend in der Kritik. Und auch wenn wir Menschen sicherlich dazu neigen, unser Geld zu einer möglichst attraktiven Rendite investieren zu wollen, rücken doch vermehrt Werte und Ideale in den Vordergrund, die der Theorie des Homo oeconomicus‘ widersprechen. Denn wie sonst könnte man es sich erklären, warum der Mensch dazu bereit ist lokale Vereine zu unterstützen oder einen Aufpreis für sauberen Strom zu bezahlen? Wo Wertvorstellungen im täglichen Leben bereits Einzug gehalten haben, rückt auch die Nachhaltigkeit bei der individuellen Anlagestrategie mehr und mehr in den Vordergrund.

Nachhaltigkeit als Anlagebedürfnis

Doch was ist unter Nachhaltigkeit überhaupt zu verstehen? Häufig wird dabei eine Entwicklung verstanden, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die  Befriedigung der Bedürfnisse künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Der Homo oeconomicus bezahlt das Flugticket ohne die Kosten der Klimaauswirkungen. Dass nicht jeder nach den Maximen des Homo oeconomicus‘ handelt, zeigt sich im zunehmenden Interesse, ökologische und soziale Werte so in Einklang zu bringen, dass sie mit den ökonomischen Zielvorstellungen optimal harmonieren.

Doppelter Mehrwert

Wer nun der Meinung ist, dass die ökonomischen, ökologischen und sozialen Werte unvereinbar sind, kann eines Besseren belehrt werden. So richten einerseits nachhaltig geführte Unternehmen ihre strategischen Werte langfristig aus und messen den ökologischen und sozialen Kriterien einen ebenso hohen Stellenwert bei. Andererseits riskieren Unternehmen, die der Nachhaltigkeit keine oder nur geringe Beachtung schenken, früher oder später massiven Problemen gegenüberzustehen. Geht man nun davon aus, dass sich durch dieses Kontrollieren von Risiken auch Chancen für Investoren ergeben, wird das aktive Handeln zukunftsorientierter Unternehmen belohnt, was sich für die Anleger positiv auf die langfristige Rendite auswirken wird. Welchen Schaden das Eingehen solcher Risiken anrichten kann, zeigten bereits zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit eindrücklich auf. Dies mussten auch die Aktionäre der Volkswagen AG schmerzvoll erfahren. Deren Aktien haben sich immer noch nicht vom Abgasskandal im September 2015 erholt und hinken ihrem Vergleichsindex um über 40 % hinter (Abb.).

Das Beispiel von VW illustriert, dass der Anleger für solche Risiken früher oder später einen Preis bezahlt. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass die Nachhaltigkeit je länger wie mehr eine Bedingung für die langfristig erfolgreiche Entwicklung eines Unternehmens darstellt. Unser Anspruch hört aus diesen Gründen nicht dabei auf, dass individuelle Wertvorstellungen eingebracht werden können, sondern nachhaltige Standards ohnehin unabkömmlich für unseren Analyseprozess sind.

Nachhaltiger Anlageprozess

Das Thema Nachhaltigkeit kann bei der Festlegung der individuellen Anlagestrategie auf verschiedenen Ebenen des Anlageprozesses einfliessen. Der dabei pragmatischste Weg erfolgt durch Ausschlusskriterien. Themen wie Tabak, Alkohol oder Waffen fallen somit aus dem Aktienuniversum. Auf der Ebene der Titelselektion innerhalb des nun verbliebenen Universums lässt sich die herkömmliche Unternehmensbewertung durch Anwendung der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ergänzen. Damit werden nicht nur finanzielle Eigenschaften zur Analyse hinzugezogen, sondern auch Umweltfaktoren, soziale Merkmale und Grundsätze der Unternehmensführung berücksichtigt.  Gerade in der Schweiz haben sich zahlreiche Unternehmen bereits positioniert und sind führend in Bereichen wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien oder schonendem Umgang mit knappen Ressourcen. Als Ergänzung des Aktienportfolios wählen wir zudem nachhaltig ausgerichtete Themenfonds, um von langfristigen Opportunitäten in Bereichen der Mobilität, Energie, Wasser oder auch Innovation zu profitieren.
Diese Betrachtung gilt auch für festverzinslich Anlagen wie Obligationen. Einerseits bieten diversifizierte Obligationenfonds vermehrt den Zugang zu “Green Bonds“, die den ökologischen Wandel und die Energiewende fördern und andererseits können sogenannte Impact Investments im Mikrofinanzbereich nicht nur eine stabile Rendite generieren, sondern auch durch einen direkten sozialen oder ökologischen Mehrwert überzeugen.

Herausforderndes Angebot

Wer sich nachhaltigen Anlagen widmet, wird erkennen, dass es nicht nur eine richtige Lösung gibt. Es gilt sich mit den eigenen Bedürfnissen und Wertvorstellungen auseinanderzusetzen, ohne dabei die passenden Instrumente oder die Anforderungen an die eigene Anlagestrategie aus den Augen zu verlieren. Da wir auf Retrozessionen verzichten, können wir unabhängig und ohne Interessenskonflikte im Markt agieren und die jeweils besten Anbieter nachhaltiger Anlagen auswählen. Dies erlaubt es uns auf ein passendes Netzwerk aus internen und externen Spezialisten zurückzugreifen, um die Ausrichtung ganz im Interesse des Kunden umzusetzen.