Nachhaltigkeit in einem Bewirtschaftungs-Unternehmen – ESG und Biodiversität
14.11.2024
Intakte Biodiversität in Aussenräumen von grossstädtischen Liegenschaften? So kann die Schaffung von naturnahen Lebensräumen in urbanem Gebiet auf niederschwellige Art und Weise und unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit gelingen.
ESG-Standards
ESG steht für betriebliche Standards betreffend Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) und bezeichnet ein umfassendes Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. Diese drei Kriterien sollen sicherstellen, dass Firmen nachhaltig agieren und für ihr Handeln Rechenschaft ablegen. Die drei Faktoren stehen dabei im Einklang miteinander, sie werden gesamtheitlich betrachtet und sind gleichwertig. Das Thema Biodiversität kann auf alle drei Bereiche angewendet werden.
Im Mittelpunkt moderner ESG-Kriterien für Nachhaltigkeit steht die Artenvielfalt. So können Unternehmen, die sich für die Artenvielfalt engagieren, wirtschaftliche Vorteile erzielen und zu nachhaltigem Wachstum beitragen.
Biodiversität
Unter dem Begriff Biodiversität versteht man die verschiedenen Lebensformen (Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien), die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben (Ökosysteme wie Wälder oder Gewässer) sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (z. B. Unterarten, Sorten und Rassen).
Das Zwitschern von Singvögeln, die Begegnungen mit einem Igel oder einem Ameisenhügel sind Naturerlebnisse, die für eine intakte Biodiversität stehen.
Am Weltnaturgipfel in Montreal im Dezember 2022 wurde das folgende Flächenziel festgesetzt: Bis 2030 sollen 30 % der Landes- und Meeresfläche so geschützt oder genutzt werden, dass sie der Biodiversität dienen. Dieses Flächenziel hat auch die Schweiz unterzeichnet. Die Biodiversität in der Schweiz steht jedoch unter Druck. Zwar zeigen Fördermassnahmen lokal Wirkung, doch die Biodiversität ist weiterhin in einem schlechten Zustand und nimmt weiter ab. Gefährdet ist rund ein Drittel aller Arten und die Hälfte der Lebensraumtypen der Schweiz. Die punktuellen Erfolge können die Verluste nicht kompensieren. Diese sind vorwiegend auf mangelnde Fläche, Bodenversiegelung, Zerschneidung, intensive Nutzung sowie Stickstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge zurückzuführen.
Nachhaltigkeit – Einfluss auf Immobilien
Welchen Einfluss hat Nachhaltigkeit auf Immobilien? Erwiesenermassen sind nachhaltig betriebene Immobilien auf dem Markt attraktiver. Dabei ist nicht nur an allfällige Investoren zu denken, sondern auch an die Mietenden. Eine in diesem Zusammenhang jüngst durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass Biodiversität in Siedlungsgebieten Alltagsrelevanz hat. Das Thema Biodiversität beschäftigt die Mehrheit der Bewohnenden von Mietwohnungen in urbanen Gegenden. In der Regel sind sie an einer Mitwirkung zur Förderung der Biodiversität interessiert, wobei die Mitwirkung entweder durch Zurverfügungstellen von Zeit oder eine finanzielle Beteiligung erfolgen kann.
Eigentümerinnen und Eigentümer von nachhaltigen Renditeliegenschaften profitieren aufgrund von Investitionen in die Nachhaltigkeit von konstanteren und längerfristigen Mietverhältnissen. Weniger Wechsel von Mietenden bedeuten beispielsweise tiefere Instandhaltungskosten. Eine Immobilie, die sich dem Thema Nachhaltigkeit annimmt, ist folglich auf dem Markt attraktiver und lässt sich besser vermieten. Indem das Thema proaktiv angegangen wird, muss nicht plötzlich auf künftige Behördenanweisungen reagiert werden, was ein weiterer Vorteil für Immobilieneigentümerschaften darstellt.
Biodiversitätskonzept
Auch die Von Graffenried AG Liegenschaften leisten einen relevanten Beitrag zur positiven Entwicklung biodiversitätsfördernder Massnahmen: Unser Portfolio von 600 städtischen Liegenschaften hat das Potenzial, innerhalb von zehn Jahren rund drei Hektaren naturnahe Lebensräume zu schaffen.
Gestützt auf diese Ausgangslage wurde durch die Von Graffenried AG Liegenschaften ein Biodiversitätskonzept erarbeitet. Mit dem Einverständnis der Eigentümerschaft werden wir einen Teil der Liegenschaftsumgebung in Etappen über mehrere Jahre hinweg biodivers gestalten. Die finale Zertifizierung «BiodiversitätsGarten», verliehen durch Stadtgrün Bern, krönt die Erstellung naturnaher Lebensräume und macht die Nachhaltigkeit der zertifizierten Liegenschaft für alle sichtbar. Als umsichtiger Akteur im Markt der Liegenschaftsbewirtschaftung erachten wir es als unsere Pflicht, in diesem wichtigen Thema Verantwortung zu übernehmen.
Isabelle Meier-Glauser
isabelle.meier-glauser@graffenried-liegenschaften.ch
[Text mit Auszügen aus der Diplomarbeit der Autorin HFP Immobilientreuhand 2024 zu: «Nachhaltigkeit in einem Immobilienunternehmen»]